Review

Eloquent & Loki

Soylent Gruen EP

Sichtexot • 2013

Zwielichtige Großkonzerne kontrollieren die Nahrungsversorgung, Leichenstransporte enden in suspekten Recyclinganlagen und staatlich verordnete Pharmazeutika werden an das hungernde Volk verteilt – die aktuelle Rundschau »Soylent Grün« der Luk& Fil-Hälfte Loki und seinem Labelmate Eloquent strotzt nicht gerade vor optimistischen Zukunftsaussichten. Basierend auf dem dystopischen Film-Klassiker »Soylent Green« haben sich die Sichtexoten nun auf EP-Länge erhoben, gegen doppelmoralistische Kulturauswüchse und alle schlechten Rapper in den Kampf zu ziehen. Eine thematische Rahmenbedingung, die dem psychopathischen Cyberpunk-Hop »Apokalypse jetzt!« ähnelt, sich jedoch sowohl inhaltlich, als auch musikalisch andersartig gestaltet. Denn wo die Achse Leipzig-Berlin pechschwarze Gewitterwolken-Instrumentals zu einem lyrischen Endzeit-Massaker heraufbeschwor, setzt man in Mainz auf musikalische Schlachtfelder organischer Natur. Die Kollegen Dave Sparkz, Choclip und Knowsum haben Loki und Eloquent mit jazzig-souligen Fusion-Boom-Bap ausgestattet, der mehr subtile, als offensive Kriegsführung erfordert. Einen Freirraum, den die zwei Verbalinjuristen gekonnt nutzen, um wacke MCs zum Schafott zu geleiten oder der Generation WWW ihre eigenen Puerilismen vorzuhalten (»The Revolution won’t be televised…/ Sie wird geteilt!«). Über knapp 25 Minuten entsteht so ein atmosphärisch-dichte Schreckensszenario aus misanthropischen Seitenhieben, die zwar selten über die energetische Mittellinie tritt, jedoch in puncto Eigenständigkeit, doppelten Böden und feingeistigem Wortwitz bei Freunden sarkastischer Endzeitstimmung das Grün hinter den Ohren hervorholen sollte.