Review

Unicorn Hard-On

Weird Universe

Spectrum Spools • 2013

Valerie Martinos Einordnung in die Noise Szene ist im ersten Moment ein wenig irritierend. Womöglich haben sich die Zeiten auch einfach geändert. Martino erklärte das in einem Interview selbst ohne Einwände, denn »was die Leute einst Noise nannten, nennen sie jetzt Experimental Underground«. Somit ist es nicht verwunderlich, dass das erste Vinyl-Release der US-Amerikanerin (nach drei Kassetten- und einer CDr-Veröffentlichung) eigentlich gar nicht so krachig ist wie man gegebenenfalls befürchtet/erhofft hat. Mit einer ganzen Horde an Korg Electribes auf dem Produzententisch mutet auch die Hardware vielmehr nach Back-to-the-Roots Lo-Fi-Techno an und nicht nach frei rotierender Destruktion. Auf den sechs Titeln der kurzweiligen »Weird Universe« schwirren zwar ein Haufen Synthesizer-Spuren wie wild gewordene Stubenfliegen durch den Raum, die sich nicht vor Dissonanzen und Abweichungen fürchten. Sie werden jedoch von eher geradlinigen Beatstrukturen beisammen gehalten. Mit Erinnerung an die elektronische Musik der 1990er Jahre erscheint das Album fast wie die schrägeren Melodiespiele eines Mike Paradinas auf »Salsa With Mesquite« oder »Full Sunken Breaks«, die neben ihrer naiven Verspieltheit, Aggressivität und einem irgendwie perfiden Humor immer auch etwas nervig wurden mit der Zeit.