Review

Jake Bellows

New Ocean

Saddle Creek • 2013

Klingelt es bei irgendwem noch, wenn der Name Neva Dinova fällt? Vermutlich nicht. Denn der vielleicht größte Achtungserfolg für die Band aus Omaha war damals eine Split-EP mit Bright Eyes. Jake Bellows zupfte fröhlich die Saiten und sang, bis er nach 15 Jahren Musik die Schnauze voll hatte. Gitarre ver-, Truck gekauft. Von nun an arbeitete Bellows als Glas-Schiebetüren-Installateur. Aber die Kunst stirbt nicht und so kommt es, dass Bellows nun mit »New Ocean« doch wieder ein paar Songs vorlegt. Elf Songs auf knapp vierzig Minuten. Und ja, wirklich viel hat sich nicht verändert. Der Sound liegt weiterhin zwischen Folk, Country und Indie. Bei »Drinking With Dad« stehen einem die französischen Mittelklassewagen mit Allradantrieb und Sonderfinanzierung vor Augen, so gut passt das Ding in die Werbung. Jake Bellows bedient genau ein Publikum, das fest daran glaubt, dass das Lesen von T.C. Boyles Büchern irgendwie rebellisch sei. Es ist ein Sturm im Wasserglas, aber ganz ehrlich: Das geht bei Jake Bellows klar. Denn obwohl sie so perfekt in die Vermarktungsmaschinerie passen würden, bleibt Jake Bellows ein toller Songwriter. »I Know You« säuselt sich mit leichten Orgelklängen und kantiger Gitarre ins Hirn, während »Should You Ever Change Your Mind« die übliche Hornbrillen-Hymne ist, um bei ein paar Indie-Mädchen für feuchte Augen zu sorgen. Irgendwo soll es angeblich noch um Physik und Mythologie gehen, aber das sind bei Bellows mehr Nuancen und Randnotizen. Es geht hier um die Menschen, um Gefühle, um das große Kino eben. Nur so zurechtgeschnitten, dass es auch für den Intellekt passt. Eine Träne ins Knopfloch, aber bitte nur, wenn niemand gerade guckt. Alles nicht wirklich neu. Aber dann irgendwie doch ganz solide.