Review

Fatoni & Edgar Wasser

Nocebo

Soundclectic • 2013

Nur wenige deutsche Rap-Alben können mit so vielen beängstigend wahren und gleichermaßen amüsanten Zitaten aufwarten wie »Nocebo«. Beispiele gefällig? »Deutschrap ist ein Kinderparadies/ In dem man nicht mehr abgeholt wurde und groß geworden ist«, »Lasst uns schwanger werden und nach Prenzlauer Berg ziehen/ Oder Kunst studieren und über solche Leute herziehen«, »Kein Ziel vor den Augen, MacBook auf dem Bauch«. Mit Fatoni und Edgar Wasser – der eine, ein misanthropischer Studentengangsterrapper aus München, der andere, ein seit Jahren überzeugendes Underground-Phänomen aus dem WWW – haben sich wahrlich zwei gefunden! Entgegen mancher Befürchtung, dass sich die Kombi aus schwarz-humoristischen Anleihen seitens Wassers und dem zeitweiligem arty-farty Unterton des eigentlich auch immer schon dopen Toni in Kompromiss-bedingter Langeweile anöden, ist »Nocebo« nichts anders als ein richtig gutes Rap-Album geworden. Aus den größtenteils gesampelten Beat-Kisten von u.a. Maniac, Bustla, V.Raeter oder Edgar Wasser, kramt das Duo standhaften »Badaboombap« zusammen, um Thilo Sarrazin, Money Boy, Jesus Christus und weitere kulturellen Auswüchse der postmodernen Republik in wunderbarem Wechselspiel zu verhackstücken. Dank des Verzichts auf Gast-Parts bleibt die Konzentration der 15 Stücke stets bei den Portagonisten, die sich Taschenlampen reichen, Collagen basteln oder gemeinsam prokrastinieren und dabei einer wie der andere aufzeigen, dass weder statische Zeigerfinger-Prosa, technische Hochleistungs-Pattern, noch großräumige Pseudo-Konzepte von Nöten sind ,um augenzwinkernde Arroganz, reflektierte Sozialkritik und subtile Selbstironie in ein stimmiges Unterhaltungsformat zu bündeln.