Review

Black Manual

Mordendo

Brigade Commerz • 2013

Jan St. Werner von Mouse On Mars hatte sich bereits 2005 in dem zusammen mit Klaus Sander herausgegebenen Buch »Vorgemischte Welten« (Suhrkamp) über die Preset-geprägte Musik der damaligen Zeit beschwert. Abgesehen davon, dass man ihm auch heute noch ein überzeugtes (und zum Teil ziemlich genervtes) »Recht hat er!« zuschreien möchte, ist es daher selbstverständlich, dass sein neues Projekt Black Manual jenseits jeglicher Voreinstellungen existiert. Das Projekt besteht aus Jan St. Werner und die Perkussionisten Valdir Jovenal, Juninho Quebradeira und Leo Leandro sowie dem Vokalisten Joao Eduardo Albertini. Während Werner unentwegt Krach, Störgeräusche und Stromschwingungen ins Studio fließen lässt, die so sicherlich nirgends im Lieferumfang der gebräuchlichen Musikmaschinen auftauchen, reiten Jovenal, Quebradeira und Leandro wie die Teufel höchstpersönlich auf ihrer Perkussion durch diese Klangfetzen und Sinuswalzen. Experimentelle Elektronik trifft auf die afro-brasilianische Polyrhythmik des Candomblé. Und schon findet man sich in wilden Umdrehungen wieder, die Arme ausgestreckt, den Kopf im Nacken – immer schneller und kraftvoller. Bis der Raum zerreisst und für die letzten beiden Titel nur noch das Zirpen der Atom bleibt. Leider bleibt die Aufnahme klanglich hinter der Wucht der Teilchen zurück, die diesen Sturm entfachen. Werner hat »Mordendo« in einer Art Lagerhallen-Akustik abgemischt. Der Zuhörer steht fünfzig Meter von der Rhythmussektion entfernt. Das lässt eine Menge Energie und Klangdichte, die im Studio zweifelsohne vorherrschte, verpuffen und macht das Album zu einem Erlebnis, das den Künstlern wahrscheinlich mehr gegeben hat, als es dem Hörer möglich ist zu bekommen.

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