Review

Lee Bannon

Alternate/Endings

Ninja Tune • 2014

Kleb Dir ein umgedrehtes Kreuz auf die Mütze und guck aus der Wäsche, als ob es gerade zwei Wochen Fernsehverbot für dich gegeben hätte – fertig, ist die popkulturelle Rebellion 2014. Es gehört dazu, das diverse Symbole mehr und mehr auslaugen und auswaschen, aber über all dem gibt es eine Sache, die immer funktioniert: Dunkelheit. Die Leere. Das Nichts. Und obwohl Lee Bannon ein putziges T-Shirt mit Totenschädel auf seinem Bandcamp anbietet, versteht er es mit seinem Ninja-Tune-Debüt »Alternate/Endings« den Nerv seines Sound zu treffen und ihn mit diversen Beats sowie Rhythmen zu penetrieren, bis sich das Ding um jede Sekunde dieser Platte gewunden hat. Schwarzes minimalistisches Cover inklusive. Lee Bannon kommt aus dem nördlichen Kalifornien und macht experimentellen Hip Hop. So viel verrät das Netz, aber das passt zu Bannon nicht, denn Hip Hop steht hier genauso auf der gleichen Stufe wie Drum’n’Bass und Dub. »216« keult sich durch seine elektronische Kälte, prallt an den Takten ab und reibt sich am Asphalt. Ein wenig mehr Wärme verbreitet »Phoebe Cates« weil da eine Melodie aus einem Synthie wie in den tiefsten Achtzigern hinter dem Song absinken darf. »Eternal/Attack« verdrückt sich dann zum Ende in die zappelige Nacht, rumpelt und poltert vor sich hin. Doch bei all der Isolation fordert Lee Bannon ziemlich viel Aufmerksamkeit ein. Manche Tracks schieben sich über die fünf Minuten ohne wirklich Veränderung und dafür reicht die Atmosphäre einfach nicht. Dafür bleiben diese elektronischen Impulse zu sehr unterm Eis. Im Club mag das hypnotisieren. Im Wohnzimmer kommt das manchmal so spannend wie ein langes Starren in den Kühlschrank. Allerdings ist hier klar: Wenn die Tür erst einmal zu ist, dann ist es hier dunkel.