Review

Marteria

Zum Glück in die Zukunft 2

Four Music • 2014

Die deutsche Rapszene ist derzeit so vielfältig und auf qualitativ hochwertigem Niveau, dass viele es schon mit der Angst zu tun bekommen und die immer gleichen Pessimisten nach dem Höhepunkt bereits den Absturz herbeireden. Nur nicht Marten Lanciny. Mit »Zum Glück in die Zukunft 2«, dem mittlerweile dritten Studioalbum als Marteria, legt dieser noch eine Schippe drauf. Die ersten Singleauskopplungen sind aggressiv und angriffslustig – »Bengalische Tiger« läutet vielleicht sogar so etwas wie eine neue Ära des deutschen Protestliedes ein, während der Generation der nach 1988 geborenen mit »Kids (2 Finger an den Kopf)« eine Art melancholische Feierhymne vor den Latz geknallt wird. Auch die ruhigeren Töne finden ihren Platz auf der Platte und liefern den Gegenpol zu den aufrührerischen Vorläufern des Albums. »Gleich kommt Louis« erzählt von den Ängsten und Sorgen, aber auch der Vorfreude unmittelbar vor der Geburt des eigenen Kindes, ohne dabei auch nur für eine Sekunde in den Kitsch abzudriften. »Welt der Wunder« hingegen ist der Song, der den Gemütszustand des reflektierten und gereiften Künstlers am besten zusammenfasst (»Denn wir leben auf einem blauen Planet’,/ der sich um einen Feuerball dreht/ mit ‘nem Mond, der die Meere bewegt,/ Und du glaubst nicht an Wunder?). Diese Ausgewogenheit, verpackt in aufwändigen Arrangements, zeichnet das Bild einer Generation, die nicht den Eskapismus sucht, resigniert oder die Vergangenheit in melancholischen Tönen verklärt, sondern die das alles hinter sich und bereits reflektiert hat und bereit ist, den nächsten großen Kampf zu führen – den Finger immer am Abzug, »Peng! Peng! Peng! Peng!«.