Review

Illum Sphere

Ghosts Of Then And Now

Ninja Tune • 2014

Manchmal helfen auch Saltos und Pirouetten nicht – man schaut trotzdem nicht hin. Manchmal heftet man seinen Blick lieber auf einen ruhenden Gegenstand. »Ghosts Of Then And Now«, das Debütalbum von Illum Sphere, macht diese Saltos und Pirouetten. Der Produzent versucht hier eine ganze Menge, turnt sich durch elektronische Musik irgendwo zwischen Wonky und Rave. Also ganz grob jetzt. Denn gerade weil Illum Sphere eichhörnchenstyle von Referenz zu Referenz springt und mit jedem Song einen neuen Trick abziehen will, bleibt man hieran einfach nicht haften. Mal jagt er ein Bar-Piano durch den Kosmos, lädt dann ein Elfenstimmchen zur 0815-Post-Step-Nummer ein, bevor er doch in Los Angeles mit tiefen Bass und holpirgem Jazz chillen will. Mit jedem Track brüllt er: »Schau, schau, seh her, was ich alles kann«, macht ein Handstand, schüttet den süßen Sprudel auf deinem Handtuch aus und die bist einfach nur genervt, weil du in Ruhe ein Buch lesen willst. Das Album wäre echt anstrengend, wenn man nicht ohnehin nach fünf Tracks aus Selbstschutz die Aufmerksamkeit verlieren würde. Das Bittere ist: Illum Sphere hat durchaus Ideen, um dem überstrapazierte Genre des Beatmakings Pfeffer in den Allerwertesten zu pusten. Er schreibt interessante Melodien, setzt gekonnt musikalische Elemente aus ›exotischen‹ Ländern ein und wagt etwas. Doch davon eben zu viel, als das man es noch wertschätzen könnte. Die fünffache Schraube mit doppeltem Rückwärtssalto aus dem Wasser auf den Turm hätte es einfach nicht gebraucht.