Review

Anarchist Academy

No World Order

AA Records/hhv.de • 2013

»Die Zeit ist noch nicht reif, als daß sie eine Band wie Anarchist Academy entbehren könnte. Zu bitter schmeckt die Realität des Spaßimperativs und des Lifestyle-Diktats in einer Zeit wachsender sozialer Not und menschlicher Entsolidarisierung.« So jedenfalls sahen es die Akteure selbst, und so schrieben sie es deshalb auch in das Booklet ihrer letzten, 1998 veröffentlichten Platte »Rappelkistenkids«. »Eine Band wie« – ja, wie viele vergleichbare Gruppen gab es denn damals in der Szene? Advanced Chemistry und Freundeskreis wurden anhand einzelner Tracks stets als Paradebeispiele für politisch motivierte Raps hochgehalten, bei Anarchist Academy allerdings war der Name Programm: Zum Teil akademisch angehauchte Zeilen forderten eine Welt ohne Herrschaft und erleichtern so nicht wenigen Punks und Politaktivisten den Einstieg in das Universum HipHop. »Rappelkistenkids« war ihr Höhepunkt und Abschied zugleich. »Wir wehren uns gegen die Mythisierung unserer Geschichte«, schrieben sie damals ins Booklet. Heute, fast vergessen, melden sich drei verbliebene Mitglieder mit einem neuen Album zurück, das als Features unter anderem drei Spoken-Word-Einlagen vom Gründungsmitglied Hannes One enthält. Musikalisch breit aufgestellt geht es diesmal bis hin zu Dubstep und Lounge Grooves, inhaltlich gibt es wieder mit der eigenen Biographie gespiegelte Gesellschafts- und Systemkritik. Man hört ihnen an, dass sie in einer Zeit begannen, als Public Enemy wirklich noch Standards setzten und Scratch-Parts obligatorisch waren, aber alles andere wäre auch nicht zu erwarten beziehungsweise authentisch gewesen.