Review

Ras G

Raw Fruits Vol.2

Leaving Records • 2014

Mit mächtig Alarm geht es los: Ras G lässt seinen Opener »GMO Hoes« mit Subbässen und Sirenen alles zermalmend nach vorn stampfen, nur um direkt im Anschluss mit seinem »Los Angeles Remix« endgültig die Walze auszupacken. Wie? Indem er den Auftakt des »Rocky Themes« unter Strom stellt. Beim dritten Track, »Hyksos Invaders«, wird dann klar, dass der Mann von der Westküste sich mit seinen »Raw Fruits« dem Brachialen verschrieben hat. Sein ureigener, mächtig verfrickelter Instrumental Hip-Hop schlägt hier mit der gleichen Gewalt in jene Presche, mit der seinerzeit die Bomb Squad den Public Enemy-Sound geprägt hat. Und auch, wenn es zwischenzeitlich etwas aufgeräumter zugeht – die Tracks »HowCanBESeeeee« und »Big Booty Ahtay« seien hier genannt – sind die Früchtchen dieses zweiten »Raw Fruit«- Tapes beattechnische Melonen, die alle Geschmacksnuancen zwischen süß, sauer und bitter gleichzeitig ausloten und in der rauen, manchmal stacheligen Schale unbekannter exotischer Beeren stecken. Die Vocal Cuts helfen einem für eine genaue Bestimmung auch nicht weiter. Aber das macht nichts – man kann die Dinger ja auch genießen, ohne zu wissen, unter welchem Etikett sie an der Obsttheke feilgeboten werden. Der Kalifornier hat die einzelnen Tracks übrigens entweder ausschließlich in seine MPC, seine SP 303 oder seine SP 404 gehämmert. Macht ihn das zum Traditionalisten? Warum nicht: Ras G steht in der Tradition des Obskuren und Unerhörten. Unter denen, die das Unorthodoxe zum Prinzip erheben, gehört er wohl zu den Erzkonservativen.