Review

3Plusss

Mehr

Selbstgebrannt • 2014

Vor etwa einem Jahr sprang 3plusss mit dem Debüt »Kindskopf LP« aus dem hartnäckigem Schatten des VBTs. Beim Nachfolger »Mehr« erweitert der Wahl-Berliner seinen thematischen Rahmen nun von der Kinderei auf Hip Hop, den Dramen der Adoleszenz sowie, nun ja, dem Leben – als würde er sich bewusst werden, ein anerkannter Rapper sein zu können. Seine Stärken bleiben ein humorvoller wie kritischer Umgang mit sich und der Welt – »Ich treff’ dich irgendwo und frag’ dich ˃Wie geht’s˂/ Aber hoff’, dass du mir gar nichts erzählst«, heißt es auf »Ehrlich«. Die Kombination aus reflektierter Palpation der eigenen Gefühle und juveniler Unverblümtheit entwickelt einen sehr nahbaren Charme – 3plusss ist die Art von Mensch, mit der man sich ein Bier teilen möchte, auch wenn er selbst proklamiert: »Ich bleibe hier daheim/ und trinke mein Bier allein«. Der Höhepunkt und zugleich ernsthafteste Song ist die Single »Sicher«, auf der der 22-Jährige zusammen mit Chefket einen offenherzigen Einblick über seine Gedanken zu Freundschaft nachzeichnet. Abseits der Beiträge von Dexter und Figub Brazlevič werden puristischen Hiphop-Verfechtern die leichtfüßigen Arrangements von Nobodys Face oder Dead Rabbit gegen den Boombap-Strich gehen und auch auf ausgefeilte Reim- und Flow-Techniken wurde zugunsten einer gewissen Eingängigkeit verzichtet – seine leicht quäkige Kratzstimme ist ohnehin Geschmackssache. »Mehr« ist dennoch eines der spannendsten Deutschrap-Releases 2014 – ehrlich, unterhaltsam und eigenwillig. »Ich glaube, Ich bin Künstler«, bemerkt 3plusss auf dem letzten Song »Ich glaube, Ich bin« – als würde er sich bewusst werden, mittlerweile ein anerkannter Rapper zu sein.

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