Review

Simone Felice

Strangers

Dualtone • 2014

Halten wir kurz fest: Diese Platte hat fast alles, was jedes Album der Felice Brothers hat. Immerhin war Simone Felice dort Gründungsmitglied, wie es der Nachname schon verrät, schlug er allerdings nach einer Operation vor vier Jahren einen eigenen Weg ein. Und nun »Strangers«, zehn Songs zwischen Country, Folk und Indie. Alles zum Schunkeln ausgelegt, leicht Whiskey-trunken, leicht körnig. Doch während die Felice Brothers lauthals die ganze Kneipe zur Not unterhalten haben, liegt bei Simone Felice der Kopf auf dem Tresen. »Bye Bye Palenville« erzählt zu Klavier vom Verlassen und von der Suche. Geschichten direkt aus dem tiefsten amerikanischen Süden eben. Das ist dann auch das große Problem dieses Albums. Denn irgendwie kommt einem das alles so furchtbar bekannt vor. Irgendein Autor schrieb mal den Satz, dass in Kneipen einfach keine großen Geschichten passieren. Und große Erzähler finden sich dort auch nicht. »If You Go To LA« stößt dann passend in die üblichen Sachen ein, die man bei dem Titel erwarten kann. Die Welt ist komisch und beängstigend, aber immerhin gibt es noch die Liebe. Das mag als Botschaft tröstlich sein, mit einem Banjo unterlegt, nervt es. An diesen Stellen bleibt der Wunsch, dass Simone Felice doch bitte endlich mal auf die Scheiße hauen würde, die Gitarre nimmt und dem Rest des Planeten entgegenruft. Doch es bleibt dabei: In der kleinen Kammer ist das Leben einfach und greifbar. Allerdings gibt es noch weitaus mehr zu entdecken dort draußen.