Review

Die Partei

La Freiheit des Geistes

Bureau B • 2014

Nein, hier geht es ausnahmsweise nicht um Martin Sonneborns politsatirische Arbeit, sondern um ein Reissue aus einer Zeit, lange bevor Martin Sonneborn überhaupt Redakteur der Zeitschrift »Titanic« wurde: Die Partei war 1981 ein einmaliges Wochenendprojekt des Künstlers Walter Dahn und des Musikers Tom Dokoupil, letzterer u.a. bekannt von The Wirtschaftswunder. Mit seiner Covergestaltung nahm das Duo die subversiven grafischen Ansätze von Bands wie Laibach vorweg: Die Plattenhülle zeigt die Arbeit »Der Fackelträger« von Arno Breker, dem Lieblingskünstler Adolf Hitlers, der das Relief seinerzeit in »Die Partei« umbenannte. Bei dieser ironischen Verknüpfung zum Nationalsozialismus bleibt es ansonsten aber auch. Dahn und Dokoupil machen in ihrer Musik keinerlei politische Anspielungen, sondern beschränken sich auf nervösen instrumentalen New-Wave-Synthiepop, der mit wenigen Gesten auskommt. An einigen Stellen streuen sie Filmzitate ein – z.B. aus »Raumschiff Enterprise« –, ansonsten regieren minimalistische Sequenzerlinien, spartanische Drumcomputer und Gitarrenriffs, hier und da ergänzt um Saxofon- oder Melodicatöne. Das Ergebnis würde man heute am ehesten als Coldwave bezeichnen. »La Freiheit des Geistes« ist bei aller Strenge jedoch verspielter als die Mehrheit des Synthesizer-Undergrounds ihrer damaligen Zeitgenossen – und tatsächlich, wie von seinen Schöpfern beabsichtigt, einigermaßen tanzbar. Sehr schön, dass es nach mehr als 30 Jahren jetzt endlich eine Wiederveröffentlichung gibt.