Review

Jacques Greene

Phantom Vibrate

LuckyMe • 2014

Irgendwie typisch, dass es ein weißer Hänfling war. Jacques Greene hat mit seinen Releases völlig ohne Ironie Chart-R&B neues Leben eingehaucht und auch die Perspektive verändert, wie man ihn (den Chart R&B) wahrnimmt. Wie hat er das gemacht? Denkbar einfach. Er wählt ein Vocal-Sample einer R&B-Sängerin, zieht ein paar Synthies lang und achtet vor allem darauf, was man in England gerade so hört. So hat er gänzlich unpeinlich eine Schnittmenge zwischen Big- und RinseFm gefunden. Auch »Phantom Vibrates« baut komplett auf dem oben genannten Rezept auf. »No Excuse« könnte auch »Another Girl Pt. II« heißen, nur das diesmal nicht Ciara sondern Marques Houston irgendwas mit ›Girl‹ über ein Instrumental leiert, dass sich bei House genauso bedient, wie bei Post-UK-Everything. Das funktioniert. Wieder. Klingt nicht nach Produzieren nach Zahlen, obwohl es so schnell erklärt ist. Und dafür gibt es auch einen Grund: Greene schafft mit seinen Synths Harmonien, die sich a) einprägen und b) nicht entscheiden können, ob sie Liebe auf der Tanzfläche machen, oder melancholisch den Heimweg antreten wollen. »Feel What« zeigt einen anderen Grund, warum Jacques Greene auch auf »Phantom Vibrate« dreimal den Song nach der gleichen Formel bauen kann, ohne zu langweilen. Weil er genau weiß, wie lange eine Synthline anschwellen darf, wo ein nervöser Shaker einsetzen muss, wann ein Element das andere ergänzen sollte und vor allem: wo es eine Leerstelle braucht. Die setzt er mit großem Verständnis, hält so die Spannung und ist deinem Lieblings-Soundcloud-R&B-Sampler immer noch um Meilen voraus.