
«Und ich trat an den Sand des Meers, und sah ein Tier aus dem Meere steigen, das hatte sieben Häupter und zehn Hörner und … der Klang der Posaune begleitete dies.» (Johannes Offenbarung 13,1) Die apokalyptischen Reiter begleitet von einem lärmenden Ungetüm? Ich glaube ja, die sind ein und dasselbe. Trotz Verstand versteht sich die Welt oft nicht von allein. Wer aber auch nur ein wenig Vernunft mitbringt der vernimmt, was einen danach nicht mehr dran glauben lässt. Und damit meine ich sowohl die Bibel als auch ihr modernes Pendant Bild. Die haben meines Erachtens alle einen an der Klatschpresse. Wer’s glaubt wird dumm und dus-selig. Da halt ich es doch lieber mit String Theorie, indischer Philosophie oder auch dem deutschen Jazz-Papst und Musik Theoretiker Berendt, die sich allesamt einig waren: Die Welt ist Klang. Unter dieser Prämisse können Musiker als neuzeitliche Propheten verstanden werden, von denen allerdings die meisten, wie das bei Propheten nunmal so ist, nichts gutes zu verheissen haben. In der Sintflut an Neupublikationen gehen die meisten denn auch gleich wieder unter. Nicht so bei der Samúel Jón Samuelsson Big Band. Ihre Arche, gefertigt aus afrikanischem Wurzelwerk, hält jedem Sturm stand, und geleitet Sie zielsicher über die Weltmeere in aller Herren Länder. Ihr mittlerweile viertes Album gleicht einer Offenbarung epochalen Ausmasses. Die Art und Weise wie Sie althergebrachten Jazz, Funk und Afrobeat vereinen und daraus ihren ganz eigenen Sound kreieren, sucht heutzutage seinesgleichen. »Ordeo and Chao« macht einen stilsicheren Spagat zwischen Bay Area und Lagos. »Felafel« vereint ein haarsträubendes Blaxploitation Intro mit einem fast schon glattgebügelten Pop Motiv. Und auch wenn das an Fischkutter Sirenen erinnernde Outro etwas kratzbürstig daher kommt, bei ihnen liegt der Kamm nicht neben der Butter. Die Jungs nehmen sich einfach die Zeit ihren Kompositionen auf den Grund zu gehen. Da kann ein Intro auch gerne mal drei Minuten in Anspruch nehmen, wie im Falle von »Fola«. So wie sie danach die Akzente setzen, werden es Beat-begeisterte wie Swing-begeisterte gleichermassen abnicken.
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