Review

Cluster

Apropos Cluster

Bureau B • 2014

In ihrer langen Geschichte von mehr oder minder offiziellen Trennungen, Wiedervereinigungen und neuen Trennungen war »Apropos Cluster« von 1990 die erste Platte von Cluster, die Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius nach knapp einem Jahrzehnt Pause gemeinsam einspielten. Zunächst gar nicht als Cluster-Album veröffentlicht, sondern unter den Namen Moebius + Roedelius, ist es zugleich das erste Lebenszeichen von Cluster aus dem digitalen Zeitalter: Bei den Aufnahmen in Roedelius’ Wiener Studio verwendete das Duo neben Flügel und analogen Synthesizern auch Sampler. Schon das Eröffnungsstück »Grenzgänger« steht ganz im Zeichen dünner Streicher-Pizzicatos, bearbeiteter Stimmensamples und blecherner Bläser. Strukturell macht »Apropos Cluster« weitgehend dort weiter, wo »Curiosum« 1981 aufgehört hatte – mit frei-abstrakten Improvisationen, die sich mitunter wenig um Tonalität oder besonders nachvollziehbare Melodik scheren. Eine der Ausnahmen ist das kurze »Emmental«, das mit seinem leicht romantischen Klavierpart deutlich die Handschrift von Roedelius trägt. Die allerletzten Töne der Platte schließlich könnte man als nostalgische Sehnsucht nach der eigenen musikalischen Vergangenheit verstehen: In leicht verfremdeter Form erklingt ein kurzes Klaviermotiv von ihrem 1976er Album »Sowiesoso« – aus einer Nummer mit dem Titel »Es war einmal«.