Review

Ruffiction

Ruffnecks

Ruffiction Productions • 2014

Bereits seit einer halben Ewigkeit tingeln Ruffiction mit ihrer kompromisslosen Mixtur aus Horrorcore und Straßenrap durch deutsche Landen – eine loyale Fan-Base und Auftrittsverbote inklusive. Dass der gemeine Rap-Schädel das Osnabrücker Pöbel-Kollektiv um Arbok48, Crystal F und Crack Claus dennoch nicht gleich ID3-taggen kann, mag zum einen an ihrer Nähe zum Hardcore-Punk-Umfeld liegen, zum anderen pflegen die drei Herren eine sehr spezielle Hiphop-Ästhetik aus Gewaltfantasien, Drogenexzessen und Verachtung. »Wir sind ruff, radikal, erklären Töten zur Kunst/ Wir haben gelernt, erst wenn wir schreien, dann hören sie uns« – Massentauglichkeit wäre hier nur ein Versehen. Anders als die vergleichbaren Unterhaltsam- wie Geschmacklosigkeiten von Trailerpark verzichtet Ruffiction weitestgehend auf die offensichtliche Kommunikation ihrer sehr wohl vorhandenen Komik – weder die durchgängig aggressive Schreihals-Delivery, die brachialen Bombast-Beats, noch die zynischen Ansagen aus der Psychopathenperspektive sind leichte Kost. Zudem fördern die teilweise recht mittelmäßigen Aufzähler-Flows der drei Protagonisten nicht gerade die Zugänglichkeit dieses synthie-stampfenden Grabstein-Gescheppers, das mit Gästen wie den Antihelden (!), den Horrorcore-Urgesteinen Blokkmonsta und Schwartz (!!) sowie VBT-Weedcarrier Duzoe (!?) aufwartet. Inhaltlich wie musikalisch bleibt »Ruffnecks« allerdings sehr berechenbar – bis auf die einzige Crossover-Anleihe »Adios Amigos«, bedient ihr Brüllaffen-Rap gotisch-kalte Synthie-Stampfer wie man sie 2008 auf die CD-Beilage deutscher Rap-Magazine platziert hätte. Das hier ist Musik zum Eltern aus dem Kinderzimmer zu jagen. Die Halbwertszeit dürfte bei der nächsten Abiturprüfung dann aber auch überschritten sein.

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