Review

Ripatti/Twwth

Ripatti04

Ripatti • 2014

Erst etablierte Sasu Ripatti sich im Dunstkreis von Mille Plateaux und Raster-Noton als Produzent, der Ambient mit konzeptuellen IDM zu mischen vermochte und bog zuletzt straight in Richtung Techno ab. Auf seinem eigenen Plattenlabel Ripatti erschienen bisher drei 12inches, auf denen Sasu Ripatti veritable Frickelfeste feierte. Für das vierte Release schloss sich der als Vladislav Delay bekannte Musiker gemeinsam mit seinem Landsmann Twwth – auch unter dem Namen Teeth und als Labelboss von Signal Life bekannt – im eigenen Studio ein. Dessen mehr als beeindruckende Ausstattung, die Ripatti regelmäßig über die Facebook-Seite seines Vladislav Delay-Pseudonyms mit Fotos dokumentiert und die von der elektrischen Zahnbürste über modifizierte Kuhglocken bis hin zum analogen Geräteparken so gut wie alles umfasst, das nur Kling und Klang erzeugt, nutzten die beiden für eine wie erwartet eigenwillige und eigenartige Interpretation des Chicagoer Footwork-Sounds: »#52« bringt heruntergepitchte, durch den Mix gechoppte Vocals, zittrig zischelnde Hi-Hats, sumpfige Subbässe und unerwartete Breaks. Da dürften selbst Footwork-Veteranen die Fußgelenke schlackern, denn Ripatti und Pentikäinen finden ihre Wurzeln eben eher in der verkopften IDM-Tradition denn im bouncigen Ghetto House. Während auf der A-Seite die Genre-Hommage ziemlich überreizt wird, klingt die Flipside eher nach Sasu Ripattis Handschrift: Waberchords und fiebrige Rhythmen verschweißen sich, das Häckselspiel mit der menschlichen Stimme passt sich auf »#3« als ein Instrument von vielen ins Gesamtbild ein. Das gelungenere Resultat dieser in der Theorie doch eigentlich so fruchtbaren Kollaboration, die in der Praxis an etwas Übersteifung leidet.