Review

Mr Scruff

Friendly Bacteria

Ninja Tune • 2014

Wenn die bisherigen Alben von Andy Carthy alias Mr Scruff eines gezeigt haben, dann ist das die Tatsache, dass nichts unvereinbar ist. Dieser Linie bleibt er auch mit »Friendly Bacteria« treu, und macht mal wieder was er will. »Catch Sound« hat einen verträumten Balladencharakter, und trotzdem schafft er es noch sein Markenzeichen den Wobblebass hier mit unterzubringen. »Feel Free« versetzt mich mit einem »Quanticsprung« zurück in den Sommer 2004, dessen Soundtrack für mich und die meinen zweifelsohne Will Holland’s »Prelude to Happening« war. Bietet sich vorzüglich dafür, die heimische Anlage in ein Solarium umzufunktionieren. „Deliverance“ vereint Tech-Funk und Down Tempo House, bei dem man meint Mr Oizo würde seine Eieruhr durch einen Geigerzähler gaten. Das Ding hat einen wunderbaren Drive, bleibt dann aber leider auf der Strecke, da ich nie den Eindruck habe, ganz aus dem Intro raus zu sein. Leider kommt das mehrfach vor, so z.B. auch im Opener »Stereo Breath«. Was die Arrangements angeht, hinkt dieses Album seinen Vorgängern etwas hinterher und wirkt manches mal einfallslos. »What« und »He Don’t« plätschern etwas unentschlossen vor sich hin, ehe das kompositorische Rinnsal urplötzlich vollends verebbt. Dieses Manko macht die stilistische Vielfalt dann aber wieder wett. Mehr denn je hat man diesmal den Eindruck eine Zusammenstellung verschiedener Künstler zu hören. Gerade Denis Jones, der gleich auf vier Tracks vertreten ist, frischt den Gesamteindruck unheimlich auf. Trotz seiner sehr emotiven Stimme wirkt es nie affektiert. Und so bleibt unterm Strich wieder die Erkenntnis, dass Mr Scruff sich einmal mehr neu erfunden hat, und damit nach wie vor so Chart- wie Untergrundkompatibel ist. Der Kerl ist hier seinem Pult einfach gefährlicher als McGyver in einem Eisenwarenladen.