Review

Kepler

Attic Salt

Oscarson • 2014

Während die halbe Welt über die karnevalesken Auftritte und kontroversen Statements von Arcade Fire diskutiert, erscheint hierzulande [und auch andernorts] still und heimlich eine Vinyl-Neuveröffentlichung von Keplers »Attic Salt«, an dem auch ein Weggefährte der dezent größenwahnsinnigen Indie-Rocker beteiligt war: Jeremy Gara. Bevor Kepler sich nach dem Weggang des Drummers, Gitarristen und Keyboarders zu Arcade Fire im Jahr 2006 auflösten, veröffentlichten sie neben einer Demo und zwei EPs ganze drei Alben, bevor sie mit »Attic Salt« 2005 zwar einerseits die zu diesem Zeitpunkt plattgetrampelten Pfade des Slowcore verließen, andererseits aber auch ein gereiftes, allerletztes Statement ablieferten. Die um einen Bonussong aufgepeppte Wiederveröffentlichung, das von dem Vinyl liebenden, noch relativ jungen deutschen Label Oscarson verlegt wird, dekliniert die sich heutzutage etwas überholt anfühlenden Standards durch, die die Indie-Rock-Schattenwelt kurz nach der Jahrtausendwende prägten: Crooning, Akustikgitarren, flirrend-ambiente The Album Leaf-Reminiszenzen, trauerverhangene Akkorde, die sich von supersoften Melodien trösten lassen. Oder, in Anlehnung an den Titel ausgedrückt: Selbst in der verstaubten Dachkammer schmeckt mit diesem Album die Luft nach dem Salz der Tränen vergangener Tage. Ein Glück, dass durch die Luke dahinten die ersten Sonnenstrahlen eines neuen Tages hereinfallen. Das zumindest nämlich bleibt von Keplers »Attic Salt« selbst acht Jahre nach Auflösung der Band über: Die Hoffnung auf ein besseres Morgen, dem Gestern zum Trotz. Das ist allerdings ein guter Grund, um dieses Album wieder aufzulegen und jenseits der Eskapaden von Jeremy Garas jetziger Hauptband neu zu entdecken.

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Attic Salt
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