Flowin Immo schockt bereits mit »Geschlossene Gesellschaft«, dem Opener seines gleichnamigen Albums: Hinter dem Titel steckt keineswegs eine Rap-, sondern vielmehr eine Punk-Nummer, gut zwei Minuten lang, wie es sich für eine solche gehört. Aber was will man angesichts dieses Musik zusammenklaubenden Veteranen des deutschen Hip Hop noch mit Erwartungshaltungen kommen: Schon Anfang der Neunziger, als er noch Bremer Stadtmusikant war, platzierte er sich stets zwischen den Stühlen. In den damals noch sehr von Dogmen in Zaum gehaltenen Hip Hop-Kreisen kam er dennoch gut an, und so dürfte es auch mit seinem neuen Release sein. »Geschlossene Gesellschaft« ist vielfältig wie offener Vollzug: Punk, Rap, Schrammelfunk und Baggersee-Reggae, und – obwohl man die Songs schon jeweils in Schubladen packen kann – irgendwie alles gleichzeitig. Flowin Immo spannt den Bogen seiner musikalischen Vielfalt Track um Track weiter. Man kann zwar nicht gerade sagen, er würde jeweils Klassiker oder Glanzlichter einzelner Spielarten schaffen, aber zusammengenommen bieten die Tracks ein rundes Album mit guten Einfällen, notwendigen Ausfallschritten und kaum Abfällen, inklusive recht weit schweifende Einblicke in seine so called Andersartigkeit. Mich nerven die mitunter, manchmal auch gewaltig, das war schon immer so. Man hat es ihm aber auch immer nachgesehen. Beifall dafür – zumal er sich für die Live-Instrumentalisierung weitgehend alleine verantwortlich zeigt. Das wird nicht nur die rund 500 Supporter freuen, durch die das Album via Crowdfunding finanziert werden konnte.
Geschlossene Gesellschaft