Review

Stephen Steinbrink

Arranged Waves

Melodic • 2014

Einem Musiker vorzuwerfen, er kopiere lediglich vergangene Epochen, erscheint dieser Tage als Kritik selbst schon altmodisch. Ganz ungerechtfertigt ist der Einwand trotzdem nicht, immerhin gibt es ja nach wie vor Leute, die ziemlich gegenwärtig klingen, selbst wenn die Zutaten allesamt vertraut sein mögen. Es kommt halt auf die Haltung an, mit der die Dinge im Einzelnen zusammengefügt werden. Man könnte daher geneigt sein, den 25 Jahre jungen Stephen Steinbrink zunächst einmal als hoffnungslosen Epigonen mit heftiger Siebziger-Softrock-Schwäche abzutun. Dazu müsste man allerdings ein recht herzloser Mensch sein, denn allein schon die Art und Weise, wie Steinbrink sich von seinen Vorbildern, seien es Simon & Garfunkel oder Nick Drake, zu eigenen Songs inspirieren lässt hat so viel Klasse, dass man ihm auch ein komplettes Album mit Coverversionen dankbar abkaufen würde. Hinzu kommt andererseits, dass zwischen den nostalgischen Nummer immer wieder Versuchsanordnungen auftauchen, die große Nähe zu neueren Hauntology-Ansätzen erkennen lassen, bei denen aus Altbekanntem sehr aktuelle Aneignungs-Experimente entstehen, in denen Klänge verfremdet oder Strukturen aufgelöst werden. Steinbrink ist in beiden Welten so sehr zu Hause, dass bei seinen »Arranged Waves« nichts schief gehen kann.