Review

Ahzumjot

Nix Mehr Egal

Vertigo • 2014

Selten hat der etwas abgedroschene Casper-Vergleich auf einen deutschen Rapper so gut gepasst: Gleiches Management? Check! Rap-Alben nicht mit klassischen Hip Hop-Stilmitteln produzieren? Check! Vorschusslorbeeren von Journalisten einkassieren? Chiggedi Check! Schon mit dem Eigenregie-Erstling »Monty« vor drei Jahren hat es Ahzumjot zunächst auf die McDonald’s Speisekarte (»Crockstahzumjot«, google that), dann auf etliche Bühnen der Republik (unter anderem als Support für eben Caspar) und folgerichtig in die Hauptstadt verschlagen. Doch wo einst mit der programmatischen Melancholie eines Twenty somethings hauptsächlich elektronische Pop-Referenzen archäologisiert wurden, verhalf ihm Tomte-Brudi Nikolai Potthoff bei »Nix Mehr Egal« nun zu mehr Sporthalleninbrunst und einer durchgestylten Indierockattitüde im Bummtschakk-Format. Der deutsche Kid Cudi? Ein bisschen. Auf dem Drum-Fundament von Bat For Lashes’ »Prescilla« erhebt sich die Piano-Pathos-Liebesbekundung »8701«, das »Schlaraffenland« wird in einem Garagen-Gitarrenriff niedergerockt und »Geschichte« klingt ohnehin wie ein Hiddentrack von »Man On The Moon: The End Of Day« Inhaltlich übt man den Aufstand im Paradies, fordert die hedonistische »Generation Hashtag« auf, endlich Stellung zu beziehen. Doch allzu weit über die Weltschmerz-Gebaren üblicher Coming-Of-Age-Poesie alà »Das Leben ist ein Traum, manchmal kommt Freddy Krueger vorbei« geht es vorerst nicht hinaus. Ahmzujot besitzt eine unverblümte Reflexionsgabe, ein Gespür für den radiotauglichen Mitgröhl-Faktor und den Mut Fragen zu stellen. Das macht »Nix Mehr Egal« zwar (noch) nicht zu einem sokratischen Dialog, aber vielleicht zu so etwas wie dem berühmten ersten Stein aus der Mauer.