Review

Curse

»Uns«

Indie Neue Welt • 2014

Kurz und schmerzlos: Gerade wenn man Curse für seine Verdienste und seine unbestreitbaren Klassiker-Alben respektiert und schätzt, ist »Uns« enttäuschend. Sechs Jahre ist es her, dass Michael Kurth als Curse Musik veröffentlicht hat und ausgerechnet der Tod eines Freundes trieb ihn ans Mikrofon zurück – das Ende als Anfang. Doch auch von seinem alten Werk, ja seinem alten Ich nimmt er Abschied. Alles real? Alles anders. Curse hat sich gesucht und dabei das »Wir« entdeckt, was »Uns« vor allem zu einer sensitiven Erfahrung machen soll. Der klassischen Formel »Beat+Rap« sind himmelweite Sound-Kulissen gewichen, die sich irgendwo zwischen How To Dress Well und Stadionpop aus großen Gesten wie kleinen Worten zusammensetzen. Äh, »erwachsen«, sagt man wohl dazu. »Der Trick ist, dass Essenz in ein paar Tropfen passt« – der Schlüsselsatz über »Uns« wird fast beiläufig in »November« erwähnt, auf dessen melancholisch-verträumtem Gedankenreise-Instrumental ein gewisser Tua wie angegossen gedeiht. Curse simple Wortgebilde und den im Rap gerne unterschätzen Mut zur Lücke versprühen dabei aber einen zweifelhaften archaischen Charme. Das Piano hallt, die Snare scheppert, ein bärtiger Mann im besten Alter sinniert ernst dreinblickend über Ratlosigkeit, Liebesglück oder Leid und wirkt dabei so humorlos wie ein Geschichtsprofessor. Natürlich ist Curse nie ein Rap-Spaßvogel gewesen, haben sich seine Texte doch immer schon um Dinge wie das Sein und den Lebenssinn gedreht. Aber dieses erkenntnistheoretische Pop-Kunstprojekt von Album namens »Uns« erreicht in so einem rein hypothetischen Unterbau leider nur den Eindruck, dass hier ein gesättigter Rap-Rentner an seinen eigenen Ansprüchen gescheitert ist.

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Uns
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