Review

Get Well Soon

Henry EP

City Slang • 2014

Nach dem rockigen ersten Teil des 3-EPs-in-3-Wochen-Projekts steht mit »Henry« Konstantin Groppers Hommage an den Schriftsteller Arnold Stadler auf dem Programm. Damit zeigt er die sehr viel sanftere Seite von Get Well Soon mit mondänen Arrangements und eleganter Melancholie. Statt der typischen Gitarre-Schlagzeug-Bass-Besetzung tauchen hier viele Streicher und Bläser auf. Mit Piano, Synth und Drum-Machine entsteht eher eine außerweltliche Atmosphäre oder wie in »Promenading Largo Maggiore You Wouldn’t Hold My Hand« zumindest eine Stimmung längst vergangener Zeiten – und gleichzeitig zeigt sich gerade an dem Song Groppers Faible für überlange Songtitel. Frühere Ausflüge in Film- und Theatermusik sind deutlich und die Anspielungen auf Stadlers Roman »Der Tod und ich, wir zwei« allgegenwärtig. Darin geht es um einen Erbschleicher und seinen vermeintlichen Gönner Henry, der sich nach seinem Tod allerdings als Hochstapler entpuppt. Zur musikalisch gehuldigten Melancholie passt auch der niederschmetternde letzte Satz des Buches: »Das Schönste aber wäre, nie geboren zu sein.« Dass Gropper selbst solch existenzielle Probleme mit dem Leben als Ganzes nicht fremd sind, glaubt man in den moll-verhangenen Melodien gut heraushören zu können, speziell in den Momenten, in denen Groppers weiche Stimme an einen jüngeren Mark Lanegan erinnert.