Review

Objekt

Flatland

PAN • 2014

Es gibt da diesen Trend in der Philosophie und Gegenwartskunst, der sich »spekulativer Realismus« nennt. Er resultiert in der Ablehnung von Immanuel Kants Philosophie, die die Welt mit den Augen des Subjekts betrachtet und sieht den Menschen lieber als ein Objekt unter anderen. Als würde das nicht schon im Namen von TJ Hertz’ Projekt mithallen, so ist auf dem Debütalbum von Objekt zu allem Überfluss noch eine Grafik zu sehen, die in ihrer amorphen Form eben genau jene transgressive Kunst des spekulativen Realismus widerspiegelt. Und da wäre ja noch die Musik, die die Clubszene seit gut drei Jahren in Aufruhr versetzt. Gelassen saugt sie etablierte Stile – Electro, Techno und Dubstep – auf, wendet, dreht und verquert sie bis der Dancefloor zum spekulativen Raum gerät. Da wird aus dem wummernden Backbeat plötzlich ein Störfaktor und wobbelige Bassläufe sorgen für Struktur. Mit Objekt steht die Welt ein bisschen Kopf. Weil Objekt nicht (nur) danach fragt, wie Clubmusik aus unserer Sicht funktioniert, sondern vor allem erforscht, wie sie anders funktionieren könnte. Das mit IDM und Armchair-Raving zu vergleichen, griffe zu kurz. Denn Objekt präsentiert kein Alternativprogramm zum Four-To-The-Floor-Diktat, sondern eine alternative Sichtweise darauf. Wie er hat zuvor selten jemand Clubmusik gedacht und dermaßen elegant in die Tat umgesetzt – denn so komplex die zehn Tracks seiner Debüt-LP bisweilen klingen: Es lässt sich mehr als gut dazu tanzen. Wie der spekulative Realismus sich mittlerweile über Philosophie- und Kunstwelt ausbreitet, so wird auch hoffentlich »Flatland« Schule machen. Schließlich hat diese Welt alternative Sichtweisen nötiger als je zuvor.

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Objekt
Flatland
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