Review

Pilskills

Menkenke aufm Mont Klamott

Chefhain Weltrekords / hhv.de • 2014

Für Nicht-Berliner: »Menkenke« heißt so viel wie Geschrei oder Unruhe stiften und genau das taten die Friedrichshainer Dehfone, Bagman und DJ Ossi Oskar schon zu einer Zeit als Berliner Rap jenseits der Stadtgrenzen noch ignoriert wurde und der Begriff »Sprechgesang« als legitime Genre-Bezeichnung durchging. Stilistisch wie raptechnisch siedelt sich ihr drittes Album »Menkenke aufm Mont Klamott« genau in jener Throwback-Nische aus Jazz-Samples, Drumloops und einsilbig-gereimten Alltagsbeschreibungen an, die unter keinen Umständen den Anschein simulieren wollen, mit dem heutigen State-Of-The-Art etwas am Bucket Hat zu haben. Raprentner aus Überzeugung sind Pilskills dennoch nicht, was schon Songs wie »Zehn-Fünfzehn-Zwanzig« zeigen. Statt einer postadoleszenten Vergangenheitsverklärung zu fröhnen, hagelt es selbstironischen Realtalk über »die gute alte Zeit«: »Die Erinnerung besteht aus tausend Farben und Nippeln/Die Wirklichkeit waren Hausaufgaben und Pickel«. Da mogelt sich zwar auch mal ein Schenkelklopfer zwischen die 21 Kopfnicker, doch bei so viel Lachfalten-Leichtigkeit muss man nicht gleich mit den Augen rollen. Mr Micks Beats orientieren sich zudem mehr an den lässigen Sample-Potpourris früher De La Soul-Alben als an den Hardcore-Entwürfen von DITC. Zwischen dem geschwänzten Salsa-Kurs oder einer verstopften Spülmaschine nehmen Pilskills das Leben, wie man es als Ü-30er nehmen muss: mit Humor statt der Früher-War-Alles-Besser-Keule. Summiert mit dem ohnehin omnipräsenten, aber niemals aufdringlichen Lokalkolorit ist »Menkenke aufm Mont Klamott« eine sympathische Mikrokosmos-Konserve dreier Ostberliner (Ex-)Spielkinder, die so tun als wäre die Freundin immer noch weg und bräunt sich wie in 1996.