Review

Inferno.79

RetroInferno

58Muzik • 2015

Inferno.79 schert sich nicht um Publicity. Der Dortmunder Rapper ist im Keller des Deutschrap zu Hause, hier fühlt er sich wohl, hier kann er ganz er selbst sein. Ab und zu, wenn ihm alles zu viel wird, wenn also das Innere nach außen muss, meldet er sich zu Wort. Auf »RetroInferno« – seinem neuen Album, das über 58Muzik erscheint – gleich 13-mal. Ungeschnörkelte Reime treffen auf minimalistisch arrangierte Beats. Kein Plug-in-Overload, kein Schnickschnack. Im Vergleich zu früheren Releases ist Metaphernakrobat Inferno.79 weitaus kämpferischer, optimistischer, um so manche Erkenntnis gereift. In »Lass Mich Los!« (»Das Leben kann mich boxen, ich blocke stets nach vorn«) und »Between The Papers Lines« (»Ich bin flexibel, denn Perspektiven ändern sich«) – jeweils produziert von DJ s.R. – wird das besonders deutlich. »Kinderaugen« bleibt dank einer Reminiszenz an die glorreichen Jahre des Motown-Soul, genauer: wegen der Marvelettes, im Gehörgang kleben – ILL-Luzion friemelt Vocal-Samples aus »The Hunter Gets Captured By The Game« zwischen das Boom und das Tschack. »Bang To The Boogie« ist Retro-Hommage und Ohrwurm-Garant zugleich, »Spinnin’ Around (NoClu Remix)« ein versunkenes Trance-Stück mit unentschiedener Snare – mal nah, mal fern anmutend. In »Untergrund Kingz« macht der bekennende Too Strong-Fan seinem Künstlernamen alle Ehre: Zusammen mit Absztrakkt und R.U.F.F.K.I.D.D. bildet er einen Feuer-Reigen, um kurz darauf die martialischen Klangkonturen zu sprengen – auf dass Fake-Rapper im Hitzeschwall zugrunde gehen.