Review

Of Montreal

Aureate Gloom

Polyvinyl • 2015

Kevin Barnes, Sänger und Mastermind von Of Montreal, ist nicht nur extrem produktiv (fast ein Album pro Jahr), sondern auch immer für eine Überraschung gut. Hatte man ihn vor einigen Jahren schon voreilig in eine pompöse Disco-Richtung abdriften sehen, riss Barnes vor allem mit dem letzten Album »Lousy with Sylvianbriar« das Ruder wieder in Richtung Blues-getränktem 60ies-Psych-Pop herum. Auf »Aureate Gloom« wiederum überführt er diesen Retro-Sound in die 70er-Jahre, indem Glam Rock- und Funk-Elemente inkorporiert werden. Gerade die erneute Hinwendung zu kernigen Gitarren-Riffs lässt natürlich oft an T. Rex denken, aber mit »Aluminium Crown« findet sich ebenso eine Art David-Bowie-Medley. Für Kenner ist der Bowie-Faible von Barnes natürlich ebenso nichts Neues wie die abrupten Wechsel von Stimmungen und Genres. Diese Pastiche-Technik erzeugt zwar immer wieder interessante Momente, in denen musikalische Gegensätze aufeinander treffen, doch leider entstehen diesmal dadurch nur selten konsistente Songs. Das hat Barnes in der Vergangenheit bereits deutlich besser hinbekommen. Deshalb sind mit dem Disco-Funk-Opener »Bassem Sabry« und dem Proto-Kinks-Song »Apollyon Of Blue Room« die Highlights auf »Aureate Gloom« auch leider viel zu schnell aufgezählt. Somit ist wohl die größte Überraschung, dass sie diesmal größtenteils ausbleibt.