Review

Automat

Plusminus

Bureau B • 2015

Als der Dub kam, ging der Mensch. Er wurde in die hinterste Ecke des Mixes verbannt oder machte gänzlich den Maschinen Platz und somit das Studio zum Star. Nachdem Automat sich letztes Jahre schon auf ihrem Debütalbum lieber Örtlich- denn Befindlichkeiten gewidmet hatten, werden auf dem Nachfolger nun die Instrumente in den Vordergrund gerückt: Jochen Arbeit (Einstürzende Neubauten), Achim Färber (Project Pitchfork) und Georg Zeitblom (Sovestkoe Foto) haben die meisten Tracks ihres zweiten Albums nach der Analog-Hardware benannt, mithilfe derer sie entstanden sind. Der Mensch lebt in dieser Musik wirklich ein »Plusminus«-Leben: Er ist da, aber doch nicht. Degradiert zum Stimmschnipsel, durch den Loop bis zur Bedeutungslosigkeit gestreckt. Automat spielen – das heißt natürlich: spielt, es ist der Automat und nicht die Band Automat! – nicht nur auf der Knöpfchen- und Regler-Klaviatur des Dub, sondern auch mit den Strukturmerkmalen des klassischen Detroit Techno. Aus seinen brodelnden, repetitiven Rhythmen wird mal hier ein Element fallengelassen, hier eins zugeschaltet. Hauptsache, es hält sich die Waage; Hauptsache, die Egos quaken nicht ins Klangerlebnis rein. »Plusminus« ist ein im Grunde unheimliches Album, weil der Automat buchstäblich selbstverloren ist, sich die Menschen ins Getriebe verkrümeln und die Zahnräder ächzen lassen. Trotzdem: Spaß macht es allemal.

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Plusminus
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