Review

Marsimoto

Ring der Nebelungen

Four Music • 2015

Als deutsches Pendant zu Quasimoto greift Marsimoto auch auf »Der Ring der Nebelungen« wieder tief in die Wortspielkiste, kratzt aber inhaltlich doch nur an der Oberfläche. Textlich scheint Marsimoto in einer Schleife gefangen zu sein: leicht verkopftes, halluzinatives Storytelling meist über Tiere, Legenden oder Indianer mit mehr oder weniger versteckten Referenzen reiht sich an pseudo-philosophische Gedankenfetzen (»Bin stark wie ein Spartaner und heb’ kurz mal die Titanic hoch./ Archäologen graben in Karthargo nach dem Marsi-Thron«). Marsimotos gespaltene Kiffer-Persönlichkeit schlüpft in verschiedenste Rollen. »Sie berichten von mir wie von Usain Bolt.« schneidet der hochgepitchte Marten Laciny rotzig ironisch auf. Green Berlin hat sich diesmal für die Produktion in Jamaika einquartiert. Wie schon auf den drei Vorgängern sind die knallenden, mitreißenden grimey Beats, unter anderem von Kid Simius und The Krauts, der Trumpf des Albums. Während sein Alter Ego Marteria seit »Zum Glück in die Zukunft« zum Kassenschlager avanciert, möchte Marsimoto nicht im Mainstream schwimmen (wenn dies nicht längst mit Marterias Erfolg ungewollt einhergeht) und fordert für den Erhalt des Marsianer-Alleinstellungsmerkmals, die Illegalisierung von Cannabis. Jetzt fehlt nur noch, dass »Illegalize It!« im Radio läuft. Ich würde es laut aufdrehen. Denn trotz der Kritik besticht Marsimoto durch Witz und seinen seit »Halluziehnation« (2006) merklich gewachsenen Erfahrungsschatz.