Review

Sleaford Mods

Key Markets

Harbinger Sound • 2015

Sollerfüllung gleich im ersten Song: Jason Williamson braucht in »Live Tonight« gerade mal fünf Worte bis zum ersten obligaten »focking«. Wenige Sekunden zuvor hatte ein Fanchor das Duo mit dem Schlachtruf »Sleaford Mods, Sleaford Mods« ausgelassen herbeiskandiert. Was bei anderen Bands vielleicht an peinliche Selbstbeweihräucherung grenzen würde, ist bei den Nottinghamer Punk-Hip Hoppern mit Lizenz zum Nölen einfach nur eine naheliegende Geste zur Einstimmung: Man freut sich, dass es gleich losgeht. Und weiß, was einen erwartet. Im Grunde ist alles beim alten geblieben – Williamson raunzt seine kunstvollen Tiraden, die so klingen, als würden sie sich spontan über die Beats ergießen, während Andrew Fearn seinen Computer nach wie vor gern mit Zweitakt-Samples füttert. Wobei man keinesfalls sagen kann, dass alle Songs genau gleich klingen würden. Die Arrangements geraten bei Fearn mal stumpfer, mal etwas differenzierter, und nicht jeder Rhythmus fordert zum Tanzen auf. Insgesamt gilt jedoch: Was gut ist, muss man nicht ändern. Oder genauer gesagt: Wenn die Welt immer noch so Scheiße ist, kann man sich auch weiter beschweren. Und die Frage nach der Hype-Halbwertzeit dürfte sich mit diesem dritten Album ebenfalls erübrigt haben. Die Sleaford Mods mögen einen begrenzten Ansatz haben, was ihre Themen und musikalischen Ausdrucksmittel betrifft. Doch das fällt eher unter kreative Selbstbeschränkung. Sie werden uns noch eine Weile begleiten.