Review

Various Artists

Rastafari – The Dreads Enter Babylon 1955-83

Soul Jazz Records • 2015

Religionen, die einen Absolutheitsanspruch vertreten, sind immer eine schwierige Sache. Andererseits kann man von Menschen, die glauben, kaum verlangen, sie könnten ja gern an ihren Gott oder was auch immer glauben, aber doch bitte nicht ganz so sehr. Man mag daher vom Aufkommen des Rastafarianismus in Jamaika im Einzelnen halten, was man will, die Geschichte des Reggae wäre ohne ihn anders und vermutlich weniger spannend verlaufen. Gotteslob zeitigt oft die schönsten musikalischen Früchte – siehe Renaissance, Johann Sebastian Bach oder die afroamerikanischen Spirituals –, und viele der Reggae-Nummern, die auf »Rastafari – The Dreads Enter Babylon 1955-83« vertreten sind, haben ebenfalls eine spirituelle Tiefe, die über rein geselliges Reggae-Schaukeln hinausgeht. Count Ossie war einer der prägenden Musiker, er führte die Nyabinghi- und Burro-Rhythmen der Rastafari in den Reggae ein – seine von Handtrommeln und gelegentlichen Free-Jazz-Elementen geprägte Musik ist denn auch gleich sechsmal vertreten. In manchen Stücken auf der Compilation droht die Botschaft die Musik zurückzudrängen, andere, wie Bongo Hermans & Jah Lloyds „African Drums“ wahren die Balance zwischen Sendungsbewusstsein und Riddim. Schön auch, dass mit Lord Lebbys „Ethiopia“ einer der ersten Songs vertreten ist, der sich in seinem Text mit Äthiopien beschäftigen, auch wenn noch nicht als Reggae, sondern im Mento-Rhythmus.