Review

Erland Dahlen

Blossom Bells

Hubro Music • 2015

Mit den »Blossom Bells«, die dem zweiten Album von Erland Dahlen den Titel geben, sind nicht die Lilienköpfe gemeint, die auf dessen Cover abgebildet sind. Auch wenn man kaum behaupten kann, dass jene die Erwartung in falsche Bahnen lenken. Stattdessen, wie schon bei seinem 2012er Debüt »Rolling Bomber«, auch auf Hubro Music handelt es sich dabei um den Namen des Instruments, das den Sound des Albums prägt. Ein Blick auf die Liste seines illustren Arsenals lässt schon ahnen, dass man sich hier in einen besonderen, fast märchenhaften Klanggarten begibt: diverse Arten von Glocken, speziell eben die von Pete Engelhardt geschaffenen »Blossom Bells«, einige weitere Sonderanfertigungen wie mit Metallfedern versehene Kuchenformen, ein Aufziehinstrument aus Holz mit Gummibändern oder ein »Percussion Bass«, dann singende Säge, weitere Percussion von Xylophon über schlägelbespielte Streicher bis zu Schreibmaschine und Messer und Gabel, natürlich Elektronik (u.a. Dronebox, Spielzeugroboter), nicht zuletzt WFL Drums (wie so manches andere hier aus Urgroßvaters Zeiten) und am Ende noch Stimme, Keyboards, Gitarren. Ein Klanggarten also, in dem man sich fast verlaufen könnte, wäre er nicht so sorgsam angelegt. In »Snake« kämmt noch der Wind durchs Blattwerk, in »Pipe« schrauben Glockenriff und E-Gitarre einander schon in den Postrock-Himmel. Dann tastet »Knife« sich durch finsteres Dickicht, eine Art aufgeweckter Ginger Baker ballert sich froh durch den Obstbeete von »Hammer«, das Titelstück schließlich marschiert feierlich im Abendrot Mike Oldfield entgegen. Einzig »Iron«, das vierte der sechs Stücke, kommt daher wie Gestrüpp, das durch zerborstene Fenster ins verbotene, halb zugewachsene Gartenhaus fingert – aber das ist ja auch ein Remix, verfertigt von Hallvard W. Hagen. Einer der vielen (als Teil des Elektronik-Duos Xploding Plastix), die gern auf Erland Dahlens weitgereiste musikalische Fertigkeiten vertrauen, dessen Name sich auf über 160 Alben findet, seit einigen Jahren auch als Teil der Band von Nils Petter Molvær. Nun rockt Erland Dahlen hier eben so viel, wie einer alleine im Overdub-Verfahren eben rocken kann. Aber die aparte Farbigkeit von »Blossom Bells« kommt so aus einem Guss und erreicht eine Bildkraft, die bei jedem Hören von neuem fortträgt.

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