Review

LGoony

Grape Tape

• 2015

So, wir dürfen mal wieder einen Blick in ein Jugendzimmer werfen und einem (beinahe noch) Teenager beim Träumen zusehen. Wie so viele zur Zeit träumt auch LGoony von all things Swag. Also Lambos, Cash, Turn up und so weiter und sofort. Die Themen: Kennt man. Da zieht ein weiterer Jungspund los, um seinen Ami-Idolen (von Chief Keef bis Riff Raff) zu huldigen und dabei ganz und gar im kapitalistischen System aufzugehen. Thematisch also alles abgekauter als die Hühnchenknochen nach einem Abendessen bei Gucci Mane. Aber auf dem »Grape Tape« ist etwas anders, als bei allen anderen Swag-Rap-Imitationen, die gerade so die Portale strömen: Der Boy hat ein eigenes Gespür. Hier gibt es nicht einfach nur Migos-Flow und viel Adlibs um gar nichts; hier wird geflowed, geflexed, gecrooned und was man sonst noch alles über gelungenen Bars schreiben kann, das Tante Gertrud nicht versteht. Der Punkt ist, LGoony hat Styles. Er ist nicht nur flexibel, was die Silbenanzahl anbelangt, die er in die Takte packt, er hat vor allem das Gespür für die richtige Harmonie. Ob er im Refrain eine verschleppte Drill-Dampfwalze von der Kette lässt (»Wasser«), oder in verschieden stark ausgeprägten Autotune-Hooks die Fläche nutzt (die meisten anderen Tracks), es passt einfach. Hier soll bzw. braucht das Genöle kein fehlendes Talent überdecken wie bei einigen anderen Spezis, hier ist es eine von vielen möglichen Ausdrucksformen. Eine von vielen möglichen Ausdrucksformen. Alleine an den mangelt es den Jungs mit den lustigen Apotheken-Namen ja bereits. LGoony hat Werkzeuge (einen variablen Stimmeinsatz z.B.) und damit hier ganz schöne Bretter zusammengeschraubt. Bretter sind das nicht zu letzt wegen der Produzenten geworden: DJ Heroin und Kollegen brauchen sich hinter Metroboomin und seinen Kollegen nicht verstecken. Wer den Unterschied zwischen diesem Swag-Rap und anderem nun immer noch nicht verstanden hat, dem erklärt es Casper (!) in dessen Gastvers (!!).

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