Review

King Midas Sound & Fennesz

Edition 1

Ninja Tune • 2015

Das nennt man dann wohl paradoxe Intervention. Zumindest eine gelungene Überraschung. Dabei scheint diese Kooperation von längerer Hand geplant zu sein, wie der Titel »Edition 1« nahelegt. King Midas Sound, Kevin Martins gemeinsames Projekt mit dem Dichter Roger Robinson und der Sängerin Kiki Hitomi, hat mit Fennesz einen eher unerwarteten Partner hinzugewonnen. Fennesz’ flächige Gitarrenklänge sind es denn auch, die das Album eröffnen – keine Beats, kein tiefer Bass, wie man ihn von dem König mit den Goldhänden sonst kennt, vielmehr wirkt Robinsons Stimme, die bald darauf einsetzt, über den freischwingenden Wellen fast ein wenig verloren. Statt Poesie und Bass erst einmal Poesie und Drones. Was im Fall von Kevin Martin gar nicht so abwegig ist, hatte er vor seiner Zeit als The Bug oder eben mit King Midas Sound doch recht viel mit Gitarren zu tun, vornehmlich in seiner Band God. Als Rückbesinnung auf seine Anfänge kann man das Ergebnis allerdings kaum bezeichnen, nicht nur, weil es vereinzelte Bass- und Dub-Anleihen gibt, sondern weil der luftige Ambient-Charakter für Martin und seine Mitstreiter eine Öffnung bedeutet. Eine neue Friedlichkeit, auf die Fennesz einigen Einfluss gehabt haben dürfte. Den King Midas von »Waiting For You« erkennt man kaum wieder, doch die neuen Kleider stehen ihm.