Review

Azabeats & Misanthrop

Gedankensplatter EP

Postrap • 2015

Nach fünf Jahren gemeinsamer Sache beim eigenen Plattenlabel postrap, das sie mit weiteren gleichgesinnten Musikern betreiben, tun sich der Würzburger Produzent azabeats und die Münchner Rap-Instanz Misanthrop erstmals für eine EP zusammen. »Gedankensplatter« heißt das gute Ding. Seine fünf Songs rollen gemächlich, aber beständig in Gehörgänge und Nacken. Misanthrop, »der ewige Newcomer« mit fast 20 Jahren Rap auf dem Buckel, gibt sich von Beginn an gewohnt offen und greifbar. Das bedeutet natürlich, wir reden ja von Rap, dass ihn das angreifbar macht. So what: Tief geschürft hat er immer, am liebsten in seiner eigenen Gedankenwelt. Und auch, wenn er viel von sich preisgibt, merkt man, dass das, was er zurückhält, mindestens ebenso bedeutsam ist. Klar ist dieses Mittel, wir reden ja immer noch von Rap, ein inszenatorisches, aber es steht ihm halt gut, weil er dabei er selbst bleibt. Der esoterische Anspruch, den er an seine Texte hat, geht das Wagnis ein, ambivalent zu bleiben. Misanthrop beansprucht Deutungshoheiten, ohne sie einzufordern. Sein größter Gewinn ist dabei der, komplexe Sinnzusammenhänge mit einfachen Worten und Vergleichen greifbar zu machen. Für die EP selbst sind die Instrumentaltracks, die azabeats seinem Weggefährten auf den Resonanzkörper geschneidert hat, ein weiterer großer Gewinn. Mit Liebe zum Detail und viel Gespür für Stimmungen hat der Producer mal sphärische, mal orientalisch anmutende Samples zwischen druckvolle Drums gepackt. Insgesamt ist das Ergebnis eher zurückgelehnt. Doch das ist nur die Ruhe vor dem Sturm: »Ohne Lächeln«, der letzte Track, entpuppt sich als standesgemäßer Banger, der sich augenblicklich via Trommelfell ins Hirn bohrt.