Review

Michalis Moschoutis

Nylon

Holotype Editions • 2015

Die Musik von Michalis Moschoutis ist kraftvoll. Ihre Intensität lässt dich von der Daunenfederdecke direkt auf den Parkettboden knallen. Das ist ein Aha-Effekt im Leben eines Musikkritikers, der von weichgespülten Sounds umgeben an Radikalität zu denken, selten in die Lage versetzt wird. Und dann das Instrument mit dem Michalis Moschoutis operiert. Die Gitarre. Nur eine Gitarre. Der Grieche untersucht das Gerät mit zittrigen Händen und steifen Fingern. Volltrunken und gleichermaßen mit der Akribie eines Menschen, der Streichholzschiffe bastelt. Das erinnert mitunter an Bill Orcutt einen anderen Berserker an der Gitarre. Doch während Bill Orcutt den um sein Instrument liegenden Raum ins Visier nimmt, kriecht Michalis Moschoutis ins Instrument hinein. »Nylon« heißt diese, seine erste LP, und der in Athen lebende Musiker testet die sonischen Fasern. Das ist auch keine einseitige Sache und überraschend kurzweilig. Das Spiel wird einmal bestimmt durch rhythmische Pattern (»Here’s How«), dann zu einem elegischen Triumph (»There Is On«) gewandelt, dann als Belastbarkeitstest der Instrumententeile (»NLN«) präsentiert, Werkstattbesuch inklusive (»Nylon Love«). Das beste Stück heißt »eTowards Below And Aboi«. Ich kann gar nicht genau sagen, wieso mir das am besten gefällt. Vermutlich hat es irgendwas mit Ornette Coleman zu tun.

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