Review

Prinz Pi

Im Westen Nix Neues

Keine Liebe Records • 2016

Kann man mit Mitte 30 eigentlich schon eine Midlife Crisis haben? Bei Prinz Pi scheint das der Fall zu sein. Denn mit »Im Westen Nix Neues« arbeitet er sich nun schon auf dem dritten Album in Folge hauptsächlich an seiner Vergangenheit ab: die geliebte-gehasste Schulzeit, Abhängen mit den Jungs und die erste Liebe, Außenseiter und stolz darauf, trotz Selbstzweifel, verpasste Chancen und falsche Entscheidungen. Dass seit dem Abitur gute zehn Jahre vergangen sind, hüllt Prinz Pi in poetische Bilder von ausgewaschenen Lieblingsshirts und die Tatsache, dass sich seitdem das Klima um Dreizehntel Grad erwärmt hat. Seine Befindlichkeitslyrik wird so zwar mit Betrachtungen über die heutige Gesellschaft rückgekoppelt, doch zu konkreten Ansagen und detaillierter Kritik lässt er sich nicht hinreißen. Vieles wird thematisiert, Grundsätzliches und Großes angesprochen, doch alles bleibt irgendwie im Vagen, in der Schwebe eines, nun ja, Gymnasiastengedichtes. Den nicht eben niedrigen Anspruch an das eigene Werk erkennt man auch an den Zitaten von Spinoza, Cicero oder Father John Misty, die die Songs im Booklet begleiten und für eine Extraschicht Pathos sorgen. Doch es finden sich auch viele Momente, in denen dieser Pathos sehr gut funktioniert und zusammen mit der souveränen Produktion von Biztram einfach gute Pop-Songs entstanden sind.