Review

Casino Times

Familiar Choices

WOLF • 2016

Das Debütalbum des britischen Duos Casino Times beginnt mit einer kleinen Soundskizze, die als pars pro toto auf die folgenden neun Tracks einstimmt: »Familiar Choices« will nicht weh, sondern nur gut tun. Am besten an sonnigen Frühlingstagen mit einem Radler in der Hand oder aber in den Outdoor-Bereichen der Clubs dieser Welt. Nicholas Church und Joseph Spencer machen eine Art von polyglottem House, der selbst mit melancholischem Zungenschlag das Leben mit jeder Silbe bejaht. Dabei sind viele sehnsüchtige Züge in ihrer Musik auszumachen. Mit sphärischen Samples, elegischen Synthesizern und entrückten Vocals setzen Casino Times stets einen Kontrapunkt zu der oberflächlichen Fluffigkeit ihrer Tracks. Seinen Höhepunkt findet dieses Prinzip im Track »I Hope This Finds You Well«, auf dem Desert Sound Coloney den schmachtenden Crooner gibt. Ein Track, wie gemacht dazu, endlich den Âme-Remix von Ry X’ »Howling« vom traurigen Wendepunkt der Peak Time an die Wand fahren zu lassen. Emo-House ja, Substanz ja. Das zeichnet dieses so gefällige Album aus: Es ist handwerklich so gut gemacht und dermaßen abwechslungsreich, dass es weder langweilt noch über die Dauer an Homogenität einbüßt. Selbst seine Härte nach hinten raus ist lediglich Ausdruck einer subtil schwelenden Liebe. Zu den Tönen, den Beats und der Emotionalität, die diesen inne wohnt. »Familiar Choices« ist tatsächlich voll von bestens bekannten Entscheidungen, oft gehörten Tropen aus dem emotional beladenen Deep House-Kosmos. Aber es zieht auch wie eine sanfte sonische Brise bescheiden durch den Hintergrund. So wie es die zart anschwellenden Akkorde des »Intro« angekündigt haben. Gibt es einen besseren Soundtrack für den Frühling, ob nun am Kanal oder den Outdoor-Bereichen der Clubs dieser Welt verbracht? Diese Saison wohl kaum.

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