Review

Ogoya Nengo & the Dodo Women’s Group

On Mande

TAL • 2016

Sven Kacirek mausert sich zu einem der interessantesten Musikethnologen heutiger Tage. Nachdem er uns mit »Songs From Okinawa« erst kürzlich mit der Kultur der südjapanischen Insel vertraut machte, stellt er nun zusammen mit Stefan Schneider (To Rococo Rot) auf dessen neuem Label TAL einmal mehr die außergewöhnliche kenianische Sängerin Ogoya Nengo vor. Bereits 2011 für die »Kenya Sessions« nahmen die beiden Nengos Gesänge auf, nun bekommt ihre ganze Gesangsgruppe ein eigenes Album. Im Stamm der Luo sind die Dodo-Gesänge traditionell ausschließlich den Frauen gestattet. Deshalb hört man Männer auf »On Mande« höchstens an den spärlichen Begleitinstrumenten wie Gitarre, Trommel, Asili (Flöte) oder Nyatiti (Laute) und in den auflockernd eingestreuten Instrumentals. Im Zentrum stehen aber die inbrünstig gesungenen Einblicke in den Alltag, in dem Häuptlinge und Medizinmänner genauso vorkommen wie Elektriker und Wrestling Festivals. Wegen ihrer guten Akustik wurde das gesamte Album übrigens direkt in Ogoya Nengos Hütte aufgenommen. Dort diente offensichtlich schon ein Fußtappen oder das Grillengezirpe im Hintergrund als Taktgeber und eine Trillerpfeife wurde spontan zum Instrument befördert. Diesen für den Großteil der Hörerschaft völlig fremden Alltag so unverfälscht und doch jederzeit nachvollziehbar ertönen zu lassen, ist wohl das größte Verdienst von »On Mande«.