Review

KUF

Gold

Macro • 2016

Musik ist eigentlich kaum anders als Essen: im Grunde Geschmackssache und doch essentiell. Während andere dicke Steaks mit Verlegenheitsbeilage (Erbsen, Möhren, Dillkartoffeln) kredenzen, machen KUF auf ihrem zweiten Album ein ganzes Buffet auf. Jazz-Elemente, Post-Rock der alten Chicagoer Schule, Folktronica (ja, gibt’s noch), der sinnverwandte Clubmusik-ohne-viel-Maschinen-Ansatz von den Labelmates Elektro Guzzi, Hip Hop-Rhythmen, abgeklärte Soul-Verweise: Das alles findet auf zwölf verschiedenen Tellerladungen in ganz unterschiedlicher Kombination zueinander, wird mit MPC-gehackten Vocal-Schnipseln garniert. Alles aus eigenem Anbau: KUF nehmen dieses Bandding nämlich ernst, sie machen ihre Musik live und klingen aller Vertracktheit zum Trotz noch nach jeder Menge Schweiß. Das kann manchmal muckerhaft wirken, in ihren besten Momenten aber bringen Tom Schneider (Keyboards, Sampler), Valentin Link (Bass) und Hendrik Havekost (Schlagzeug) ihre Egos zum Schweigen und die Grooves ganz bescheiden zum Bersten. »19-02« beispielsweise macht recht wenig und damit alles richtig. Fast schon Chicago House in Sachen Melodie und Rhythmus, die Kaffeehausatmosphäre wird herbeigesamplet, fromm-fröhliche Harmonien runden alles ab. Das geht sieben Minuten lang gut und könnte auch doppelt so lange dauern. Es sind gerade diese in sich gespannten und nach hin doch entspannenden Momente, die »Gold« zu einem so schönen Album machen, das nur selten den dem Konzept eigentümlichen Humor übertreibt, wie es etwa der mit viel Helium und/oder Hustensaft gedopte Vocal-Chor auf »Hundred Flowers« tut. Wie ein gutes Buffet bringen KUF nämlich zwar recht unterschiedliche Geschmacksrichtungen zusammen. Deren Kombination ergibt aber fast auf allen der zwölf Tellerladungen immer noch ein rundes kulinarisches Bouquet. Verlegenheitsbeilagen stehen hier ja sowieso nicht auf der Speisekarte.

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