Review

4D

Auf der Suche Nach Der Vierten Dimension

Private • 2016

Deutschrap vor Advanced Chemistry gibt es für die meisten mit Ausnahme des Trueskoolers Thomas Gottschalk nicht. Englischsprachiges zählt halt nicht, Falco auch nicht. Tatsächlich entstand v.a. während des ersten Breakdance- und Graffiti-Hypes Anfang der 1980er Jahre eine Menge deutscher »Hip-Hop«. Franz Aumüller und Dieter Kolb, die gemeinsam als Roboterwerke und Supersempfft fantastische discoide Synthpop-Releases herausgebracht hatten, waren so erfolgreich darin, dass sie über Ecken den Hit »Wild Style« von Afrika Bambaatas Gruppe Time Zone produzierten. Bewaffnet mit dem handgebauten Drum Computer/Sampler »Roboterwerke« kreierten sie als 4D auf dem Album »Auf der Suche nach der vierten Dimension« einen erfrischenden Mix aus NDW, Synth-Pop und Hip-Hop, doch bis auf ein paar Singles veröffentlichte Virgin nichts, weil 99% des bereits fertigen Albums aus nicht mit der Gema geklärten Samples bestand. Das macht »Auf der Suche nach der vierten Dimension«, das jetzt 33 Jahre nach den Aufnahmen endlich über Private Records erscheint, umso revolutionärer. Doch selbst ohne Story überzeugt das Genreüberschreitende Album. Die eingängigen Melodien der acht Titel werden ständig um verschiedenste abgedrehte Samples ergänzt. Die dreisprachigen Vocals klingen mal nach New-Wave-Ohrwurm (»Mr. Relax«), mal nach Proto-Rap (»4 Dimensional«) und mal nach Schlager (»Allez Allez«). Manchmal spürt man die erfrischende Energie einer Zeit bevor Hip-Hop, Elektronische Musik und New Wave getrennte Sektionen im Plattenladen waren.