Review

Eddie C

On The Shore

Endless Flight • 2016

Der Sommer verlangt nach Sommerplatten. Nicht einfach der Verkaufsstrategien der Plattenfirmen wegen, sondern weil es ein sorgsam herangezüchtetes Bedürfnis nach Klängen für die wärmeren Temperaturen und ihre Begleiterscheinungen gibt. Und die Musik, die in diesem Zeichen entsteht, ist nicht die schlechteste. »On the Shore« von Eddie C etwa trägt den Verwendungszweck deutlich im Titel. Der kanadische DJ und Produzent, inzwischen Wahlberliner, legt damit sein drittes Album für das Mule-Musiq-Sublabel Endless Flight vor. Ihm genügen ein paar Samples, mit ruhiger Hand verlängert bei maximal effektivem Mischungsverhältnis, um einen House-Track zu zimmern, der an der Oberfläche freundlich perlt, aber in seinem Inneren eine Spannung entwickelt, die so unbewusst wie zuverlässig sexy wirkt. Eddie C ist ein Verführungskünstler, der den Eindruck erweckt, als würde er bloß ein bisschen vor sich hin loopen. Diesmal greift er verstärkt auf Balearic-Zutaten zurück, so als wolle er den Strand mit allen Mitteln simulieren. Lustigerweise ist der Albumtitel nach seinen eigenen Angaben inspiriert vom Ufer der Panke im Berliner Stadtteil Wedding – »shore« ist gleichermaßen auf Binnengewässer- wie auf Küstengewässerbegrenzungen anwendbar. An der Stimmung, die seine zwölf Tracks transportieren, ändert das nichts. Bei aller Gelöstheit kommen Melancholie und Tiefe nicht zu kurz, ohne plump-triefige Gesten, versteht sich – für die ist Eddie C viel zu elegant. Ersetzt den Strand praktisch überall.