Review

Tuff City Kids

Adoldesscent

Permanent Vacation • 2016

Gerd Janson bezeichnete die Tuff City Kids mal als eine Art Pizzadienst: Wer bestellt, bekommt innerhalb kürzester Zeit geliefert. Tatsächlich ist sein gemeinsames Projekt mit Phillip Lauer vielleicht so etwas wie die verspätete deutsche Antwort auf Masters At Work. Zumindest legen die beiden seit geraumer Zeit einen Remix nach den anderem vor. Während Janson sich aus dem Produzentengeschäft ansonsten heraushält, produziert der Kollege derweil unbeirrt unter seinem Nachnamen oder gemeinsam mit dem Bruder Jacob unter dem Titel Hotel Lauer vergleichbar fleißig. Nachdem sich die Tuff City Kids mit ein paar eigenen Singles auf Geschmackshausnummern wie Permanent Vacation oder Live At Robert Johnson vorgewagt hatten, war neben all dem trotzdem ein Album mit Ansage drin: »Adoldesscent« trägt schon im verblödelten Titel der Tatsache Rechnung, dass Janson und Lauer eigentlich zu alt für den Scheiß und trotzdem heiß drauf sind. Die Vorab-Single »Labyrinth« ließ das Beste hoffen. Disco-Vibes, die von Italo bis Nu reichten, dazu ein atemloser Schmachtgesang von Annie – Hit. Aber der Reihe nach: Mit Kirchenglocken und ein bisschen Goblin-Atmosphäre steigt das Album ein, »Ophmar« ist Opener um des Openers Willen – eines der vielen Tropen, die die Tuff City Kids mit größtmöglicher Lustfreundlichkeit auskosten. »Wake Up People« schafft eine Synthese aus End-Achtziger-Chicago-Beats und Slap-Bass aus der Funkadelic-Schule, zu »Tell Me« wird Hot Chip-Frontnase Joe Goddard für einen balearisch angehauchten Midtempo-Tune eingeladen. So geht es weiter über Lückenfüller (»R-Mancer«), Beatport-tauglichen House mit Salsoul-Flavour (»Aska« mit Kelley Polar) und Breakdance-ready Electro-Backbeats mit Kraftwerk-Melodien bis hin zu Hi-NRG-Pathos der Sonderklasse (»Scared« mit Jasnau). »Adoldesscent« ist das eklektische Statement, welches von den Tuff City Kids zu erwarten war: Es erzählt nicht unbedingt etwas Eigenes, führt aber Track für Track Musikgeschichte(n) zusammen. Soll heißen: Eine Pizza mit allem, die fantastisch schmeckt. Und bei der es verzeihlich ist, wenn sie nicht die notwendigen Nährstoffe mit sich bringt.