Review

N.M.O.

Nordic Mediterranean Organization / Numerous Miscommunications Occur

Diagonal • 2016

Sport ist der neue Dada. Wie kommt man ums Tanzen herum, wenn zu zappeligen Mustern keinen Muskel zucken zu lassen gestern war? Das grade erschienene Album von Diagonal-Betreiber Powell heißt vielleicht nicht ganz zufällig so wie die Antwort der Wahl-Berliner Morten J. Olsen und Rubén Patiño. Schon die post-industrielle Dada-Schule um Column One hatte Leibesübungen auf dem Zettel. Die stumpfen Flummi-Bassdrums, mit der hier Morten Olsen seine Snare- und Becken-Patterns auf Linie trimmt, lassen gar nach alten »Mobilisationsübung«-Videotapes von Jean Bach kramen. Aber erst in der Arena des Geometric Noise zwischen Diagonal, The Death of Rave, PAN und Alku wird daraus ein konzeptueller Turnschuh. Nun wäre Patiño wohl nicht bei Alkus Hausprojekt EVOL gelandet, wenn sein DSP-Minimax nicht nach Plastik und Ballonseide duften würde, und Olsen (MoHa!, Trondheim Jazz Orchestra usw.) ist ohnehin viel zu sehr Freigeist, um seine Trommeldrills mit aseptischer Strenge zu trainieren. Die Art, wie N.M.O. sich ihre Routinen polyrhythmischer Figuren aus freidrehenden LFO-Algorithmen und Schlagzeug fröhlich vom Beat plattbügeln lassen, hat durchaus nichts Faschistoides an sich, ist allerdings auch nicht unbedingt fordernd, wenn nicht zuweilen das Gegenteil. Die Signalmarker in ihren Tracks stricheln dazu Grenzen zwischen Anarchie und Askese, Humor und Hedonismus wie mit einem zerbrochenen Kolonialstaatslineal. Wo das hinführen soll, was sie sich da zusammenreimen, wird auch mit diesem neuen 2LP nicht klar. Aber die Beine hochlegen, nicken und den beiden beim Schwitzen zusehen lässt sich so allemal.

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