Review

Erykah Badu

But You Cain’t Use My Phone

Motown • 2016

Immer wenn man denkt, Erykah Badu würde langsam aber sicher in die Irrelevanz abgleiten, belehrt einen die Queen of Neo Soul eines Besseren. Seit ihrem letzten regulären Album, »New Amerykah Part 2: Return Of The Ankh« 2010 geschah das bereits mehrmals, man denke an ihre Kollaborationen mit dem Robert Glasper Experiment Flying Lotus oder natürlich The Flaming Lips Ende 2015 dann die nächste Stufe: Eine Erykah-Badu-Version des aus allen Endgeräten ballernden Dauerhits »Hotline Bling« von Drake »Cel U Lar Device« spielt mit dem Original, belächelt es und huldigt ihm zugleich. Der Track dient als Dreh- und Angelpunkt des Mixtapes, das sie quasi über Nacht droppte, als erste Veröffentlichung ihres eigenen Labels Control Freaq Records Das Konzept der Veröffentlichung, falls das bis dahin noch nicht klar war: Telefone – Kommunikation und Übererreichbarkeit auf allen Kanälen. Überall klingelt und wählt es, Siri darf natürlich auch nicht fehlen. Badu schafft es, das Thema auf 37 Minuten omnipräsent zu halten und trotzdem nicht zu langweilen. Mal wird, wie bei »Cel U Lar Device« und »Phone Down«, mit modernem R&B der Sound zitiert, der mit Smartphones eine Symbiose einzugehen scheint. Dann werden Klassiker der HipHop- und Soul-Geschichte aufgepimpt, wie »Dial-A-Freak« von Uncle Jamm’s Army. Auch der Bogen zum Beginn der eigenen Karriere wird gespannt, »But You Can’t Use My Phone« zitiert direkt aus ihrer 1997er-Single »Tyrone«, der letzte Song ist ein Duett mit ihrem Ex-Freund und Vater ihres Sohnes, André 3000. Badu gelingt es, zusammen mit dem jungen Produzenten-Wunderking Zach Witness aus ihrer Heimatstadt Dallas, den R&B- und Rap-Sound der Stunde in ihre typische Mischung von Soul, Jazz und Psychedelic-Sounds einzubetten. Damit beweist sie erneut, dass mit einer Erykah Badu immer zu rechnen ist.