Review

Kangding Ray

Hyper Opal Mantis

Stroboscopic Artefacts • 2017

David Letellier hat eine kuriose Karriere hingelegt. Vor über einem Jahrzehnt debütierte der Franzose auf raster-noton und veröffentlichte dort drei Alben, die sich eher in Ambient-Bereichen herumtrieben, bevor die Beats mit der EP »The Pentaki Slopes« im Jahr 2011 gerader wurden. Plötzlich ging es Schlag auf Schlag und Stroboscopic Artefacts klopften an, während Kangding Ray sich zunehmend zur Hausmarke für qualitativen Live-Techno entwickelte. Mit »Solens Arc« und »Cory Arcane« folgten noch auf raster-noton zwei Alben, die dem neuen Kurs Tribut zollten, seinen dritten Longplayer innerhalb von drei Jahren veröffentlicht Letellier nun auf Stroboscopic Artefacts. »Hyper Opal Mantis« erzählt in drei Schritten den Werdegang von Lust über Erfüllung hin zu Zerstörung, sprich wohl irgendwie auch die Geschichte eines durchschnittlichen Clubabends. So zumindest will es Letellier selbst, zu hören ist dieses Konzept nicht unbedingt. Dafür aber gekonnt ausgekleideter Tool-Techno, der dichte Atmosphären schafft und dennoch die Faust in die Luft reißt. Über eine gesamte Stunde breiten 10 Tracks eine ebenso sterile wie dramatische Stimmung aus, die nur selten wie auf »Outremer« ein paar hoffnungsvolle Untertöne erhält oder das Tempo wie mit »Saudade« oder »Lone Pyramids« zurück nimmt. »Hyper Opal Mantis« markiert Kangding Rays endgültige Ankunft auf dem Bigroom-Floor der Techno-Szene, das heißt genauer in der bitterbösen Düster-Dystopie für schwarzgekleidete Sonntagsgäste im Clickbait-Club Nummer eins. Das macht dieses im Grunde starke Techno-Album nicht unbedingt schlechter, im Vergleich zu den wesentlich nuancierteren und vor allem raffinierteren Vorgängern enttäuscht die hart erarbeitete Unterkomplexität Kangding Rays dennoch.