Review

Antilopen Gang

Anarchie und Alltag

JKP • 2017

Koljah, Panik Panzer und Danger Dan sind mit dem zweiten Album zurück – und machen genau da weiter, wo sie mit »Aversion« aufhörten. Die Antilopen Gang reagieren mit verwirrenden Statements auf eine verwirrte Welt. Die anspielungsreichen Texte zwischen Größenwahn und Selbstverarsche enthalten erstaunlich viele martialische Bilder vom Kampf um Troja über bewaffneten Widerstand bis zur plumpen »Atombombe auf Deutschland, dann ist Ruhe im Karton«. Danach werden aber wieder die seligen Rückzugsorte beweihräuchert – denn am schönsten ist immer noch ‘ne Folge »ALF« und ‘n Stück »Pizza«. Einerseits wird auf die Notwendigkeit einer Stadtguerilla gepocht, andererseits machen sie sich über »RAF Rentner« lustig. Eingebettet sind diese teils widerstrebenden Texte in druckvolle Beats, die zwar nicht immer up-to-date sind, aber mit einer Handvoll Pop-Hooks aufgelockert werden. Die Punk-Einflüsse hört man noch vereinzelt in der ein oder anderen Textzeile, am Ende von »Hilfe« und dem Deutschpunk-Song »Baggersee«. Vielleicht erklärt der gute Draht Koljahs zu den Toten Hosen auch das Feature von Campino-Kumpel Schorsch Kamerun, der nicht ganz Arsch-auf-Eimer-mäßig den Refrain von »Fugen im Parkett« hervorkrächzt. »Anarchie und Alltag« zeigt zwar eine (manchmal diffuse) Haltung, ist aber weder so wütend noch so stringent wie Zugezogen Maskulins »Alles Brennt« und auch kein so großer Wurf wie »Hurra, Die Welt Geht Unter« von K.I.Z. So bleibt natürlich auch der Verweis des Albumtitels (auf »Monarchie und Alltag« von Fehlfarben) nur ein kleiner Fingerzeig – von Bedeutung als auch Einfluss wird »Anarchie und Alltag« einfach nicht mithalten können.