Review

Brenk Sinatra & Morlockk Dilemma

Hexenkessel 1 & 2

Mofo Airlines • 2017

Morlockk Dilemma lädt gemeinsam mit Producer-Don Brenk Sinatra zur nächsten Runde in den »Hexenkessel« und alle schlürfen den Cognac, auch wenn sie dachten, sie hätten nach über zehn Jahren mit den beiden genug gehabt. Die beiden trinkfesten Spätdreißiger können nämlich immer noch überraschen – vor allem dadurch, dass die Doppel-EP mit Ausnahme vereinzelter Tracks die erste Zusammenarbeit der beiden ist. Dilemmas einzigartiger, verzögert herausgepresster Stakkato-Singsang ergänzt Brenks unfickbaren Siebziger-Boom-Bap wie eine Faust das (wäre es ein Eiserner Besen: dein) sprichwörtliche Auge. Manche HipHop-Fans mögen Dilemmas teils aus der Zeit gefallenen Formulierungen für ein Gimmick halten, doch Brenks Beats und Interludes, die wegen der hohen Dichte an alten österreischichen Crime-Zitaten öfters an die Chop Shop-Reihe erinnern, betten Dilemmas Erzählungen perfekt zwischen verzerrten Gitarren, Hammond-Orgel, staubigen Breaks und Dilla-esken Drums ein. Dilemmas Texte sind nie explizit »Retro«, doch von der Wortwahl zu den Themen setzen die beiden »Hexenkessel« EPs dem längst abgerissenen Sexkino, der ewig zum hippen Café sanierten Eckkneipe, dem aussterbenden Großstadtstreuner und Ringverein-Raufbold ein Denkmal, ohne sich dabei gleich zum Deutschrap-Harry Haller aufzuschwingen. Wie kein anderer vermag der »Leipziger Ringo Starr« eine dichte Atmosphäre zu schaffen, sodass sich die renommierten Gastauftritte (mit Ausnahme von Style-Zwilling Hiob) fast wie Werbeunterbrechungen während eines Kabel1-B-Movie nachts um zwei anfühlen. Beim TV Straßensound-Interview mit MC Bogy brummt Dilemma: »Es ist ein Großstadthörspiel, sag ich immer«. Eines der besten.

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